Die Folgen sind fatal: Kunden müssen mit bedeutend höheren Beiträgen oder niedrigeren Leistungen rechnen, wenn der Garantiezins gesenkt wird.
In der Kranken-, Renten- und Lebensversicherung erhalten Sparer eine garantierte Verzinsung. Die Berechnung des Garantiezinses basiert auf der durchschnittlichen Rendite zehnjähriger Staatsanleihen: Die Höhe des Garantiezinses darf 60 % dieses Wertes nicht überschreiten. Dieser so genannte Höchstrechnungszins wird vom Bundesfinanzministerium festgelegt. In der Krankenversicherung liegt er derzeit bei 3,5%, im Bereich der Lebens- und Rentenversicherungen bei 2,25%. Doch die Finanzkrise und die damit verbundenen niedrigeren Renditen der letzten Jahre hinterließen Spuren. Daher wird derzeit erwägt ob die garantierte Verzinsung sinken soll.
Das es im Bereich der Krankenversicherung tatsächlich zu einer Verringerung kommt ist zwar noch nicht sicher, jedoch sehr wahrscheinlich. Nach Angaben der Financial Times Deutschland können derzeit 10 von 46 Gesellschaften nicht mehr genügend Rendite erwirtschaften. Die Auswirkungen sind, so die FTD, dass Kunden ca. 8 % mehr an Beitrag rechnen müssen. Einige Experten vom Versicherungsjournal fürchten sogar Beitragsanpassungen die „deutlich höher als 20 Prozent ausfallen“ können.
Bei den privaten Renten- und Lebensversicherung sieht es noch bedrohlicher aus. Bereits in den letzten Jahrzehnten wurde der Garantiezins immer wieder nach unten korrigiert. Lag er zwischen 1994 und 2000 noch bei 4% gab es danach die bereits ersten großen Absenkungen. Zwischen 2000 und 2003 waren es schmale 3,25%, bevor er 2004 auf 2,75% und 2007 schließlich auf die heutigen 2,25% gesenkt wurde. Sollte es hier noch einmal zu einer, leider prognostizierten, Absenkung auf 1,75% kommen kann das zum Ende der Vertragslaufzeit gut und gerne einen 5 oder gar 6-stelligen Betrag ausmachen.
Doch das ist noch nicht alles. Auch alle weiteren Versicherungen und Vermögensanlagen, die einen fest verzinsten Sparanteil haben, werden dadurch anders kalkulieren müssen. Nach einer Erhöhung dürften Berufsunfähigkeitsabsicherungen und private Krankenzusatztarife zwischen 10 und 25% mehr kosten.
Ob sich dann eine Berufsunfähigkeitsabsicherung oder eine private Altersvorsorge überhaupt noch lohnt? Experten meinen ganz klar ja, da so dennoch die Arbeitskraft abgesichert oder wenigstens zusätzliches Geld für das Rentenalter gespart wird – teilweise sogar mit staatlicher Förderung. Das die gesetzliche Rente nicht ausreicht darüber sind sich die meisten Menschen in der Bundesrepublik bewusst. Die Frage ist hier also nicht ob, sondern wie. Dabei lohnt sich ganz klar der Vergleich zwischen verschiedenen Anbietern und ein genauerer Blick auf die Kosten und die Verzinsung.