Seit Dezember sorgt die neue Gefahrstoffverordnung für Bewegung auf Baustellen und bei Sanierungsprojekten. Sie hat ein ehrgeiziges Ziel: den Schutz von Gesundheit und Arbeitskräften deutlich zu verbessern, insbesondere in Gebäuden, die vor 1993 errichtet wurden – etwa drei Viertel des deutschen Wohnungsbestands.

Asbest: Vom Wundermittel zum Risikofaktor

Im Mittelpunkt der Diskussion steht Asbest. Jahrzehntelang galt der Baustoff als Wunderwaffe für die Bauwirtschaft, heute ist er ein Synonym für Gesundheitsrisiken. Nun fordert die Verordnung klare Vorgaben: Bevor eine Sanierung beginnt, muss akribisch geprüft werden, ob Asbest im Spiel ist. Selbst ein leisester Verdacht verpflichtet zu umfangreichen Schutzmaßnahmen.

Neue Herausforderungen für Handwerker:innen und Bauleiter:innen

Für Handwerker:innen und Bauleiter:innen bedeutet das neue Anforderungen. Sie müssen sich fortbilden, um die komplexen Vorschriften zu verstehen und korrekt umzusetzen. „Gefahrstoffschutz ist keine Nebensache mehr“, betont eine Sprecherin der Berufsgenossenschaft Bau. Es geht dabei nicht nur um die Einhaltung von Vorschriften, sondern auch um die eigene Gesundheit und die der Kolleg:innen.

Ein weiterer zentraler Aspekt: die lückenlose Dokumentation. Sie ist entscheidend für die Sicherheit vor Ort und dient später als Nachweis für rechtliche oder versicherungstechnische Anforderungen.

Was bedeutet das für Eigentümer:innen?

Eigentümer:innen stehen vor neuen Herausforderungen. Der neue Praxisleitfaden zum Umgang mit Asbest bietet hier Orientierung. Der Entwurf, entwickelt vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mit Expertise der VdS, ist bereits verfügbar und online abrufbar. Ziel ist es, nicht nur gesetzliche Mindeststandards zu erklären, sondern auch praxistaugliche Lösungen und Tipps zu bieten.

Allerdings hat der Schutz auch seinen Preis: Die Versicherer rechnen mit jährlichen Mehrkosten von über 190 Millionen Euro für die Gebäudeversicherung. Dennoch – langfristig können diese Maßnahmen Leben retten. „Das Wichtigste ist, dass wir vermeiden, dass künftige Generationen an den Fehlern der Vergangenheit leiden“, betont ein Vertreter des Umweltbundesamts.

Wie vorgehen bei Sanierungsplänen?

Eigentümer:innen sollten spezialisierte Gutachter:innen frühzeitig einbinden. Gerade bei komplexen Vorhaben zahlt es sich aus, frühzeitig den Dialog mit Versicherern und Behörden zu suchen. Das spart nicht nur Zeit, sondern oft auch Kosten.

Mehr als nur Vorschriften: Sicherheit und Werterhalt

Letztlich geht es nicht nur um Vorschriften oder Kosten. Der professionelle Umgang mit Asbest trägt langfristig dazu bei, Immobilien sicherer, nachhaltiger und attraktiver zu machen – für die heutige Generation und die, die nach uns kommt. Ein kluger Umgang mit der Vergangenheit sichert die Zukunft unserer Gebäude.