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Wie ein staatliches Vergleichsportal den Markt umkrempeln könnte
Ein kostenloser Girokonto-Vergleich sollte schon 2014 in der EU umgesetzt werden, doch Deutschland tat sich schwer. Das Zahlungskontengesetz sollte Abhilfe schaffen, doch der Plan, private Anbieter mit der Erstellung solcher Vergleiche zu beauftragen, scheiterte in der Praxis. Denn: Keine Bank konnte zur Teilnahme gezwungen werden. Die Folge waren unvollständige Übersichten und frustrierte Kundinnen. Selbst die Stiftung Warentest, die später beauftragt wurde, konnte das Problem nicht lösen.
Ein Portal für alle – endlich!
Doch jetzt tut sich etwas. Seit vergangenem Jahr sind Banken verpflichtet, ihre Girokonto-Konditionen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zu melden. Und diese hat Mitte Januar die Initiative selbst in die Hand genommen: Auf kontenvergleich.bafin.de können Kund*innen nun endlich einen umfassenden Überblick erhalten. Mit 6.900 Kontomodellen von 1.100 Banken und 27 Vergleichskriterien verspricht das Portal eine nie dagewesene Transparenz. Besonders hilfreich: Nutzer*innen können gezielt nach Kriterien wie Grundgebühr, Dispozins oder digitalen Funktionen filtern und so das passende Konto für ihre individuellen Bedürfnisse finden.
Macht der Markt jetzt Druck?
Die Möglichkeiten sind beachtlich: Nutzer*innen können ihre Suche individuell filtern und zwischen Filial- sowie Direktbanken abwägen. Das könnte langfristig Auswirkungen auf den gesamten Markt haben. Verbraucherschützer*innen hoffen, dass die öffentliche Vergleichbarkeit Banken dazu zwingt, ihre Gebühren kundenfreundlicher zu gestalten. Tatsächlich haben viele Kreditinstitute in den letzten Jahren schrittweise Gebühren erhöht oder kostenfreie Konten abgeschafft. Ob der wachsende Druck durch mehr Transparenz zu einem Umdenken führt, bleibt abzuwarten.
Noch ist das Portal ein reiner Girokonto-Vergleich. Doch es könnte erst der Anfang sein: Die BaFin plant, das Modell kontinuierlich auszubauen und an aktuelle Entwicklungen anzupassen. So könnten in Zukunft auch andere Finanzprodukte integriert werden – von Tagesgeldkonten bis zu Kreditkarten. Ein solches umfassendes Vergleichsangebot würde nicht nur den Wettbewerb im Bankensektor intensivieren, sondern auch den Kund*innen zugutekommen, die ihre Finanzprodukte künftig noch gezielter auswählen könnten.