Verteidigungsminister Boris Pistorius fordert, Deutschland müsse „kriegstüchtig“ werden, und die öffentliche Meinung findet dabei breite Unterstützung. Dieser Bewusstseinswandel, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine, beeinflusst direkt die Finanzmärkte. Rüstungsunternehmen verzeichnen Kursgewinne, und selbst für nachhaltig orientierte Anleger:innen ist das Investieren in dieses Segment kein Tabu mehr. Dieser Paradigmenwechsel stellt eine Neubewertung der Rolle von Verteidigung und Sicherheit im Rahmen nachhaltiger Investitionen dar, wirft jedoch gleichzeitig kritische Fragen nach der Abgrenzung zwischen notwendiger Anpassung an geopolitische Realitäten und dem starken Einfluss finanzieller Anreize auf.

Große Player öffnen ihre ESG-Fonds

Die Produktpolitik der Fondsanbieter spiegelt diesen Wandel wider: Die DWS der Deutschen Bank und Allianz Global Investors haben ihre ESG-Fonds für Rüstungsinvestments geöffnet.

Der Interessenverband Deutsche Kreditwirtschaft (DK) hatte bereits Ende letzten Jahres die Branchenstandards gelockert und damit die Grundlage geschaffen. Diese Entscheidungen großer Vermögensverwalter senden ein klares Signal an den Markt und könnten weitere Anpassungen nach sich ziehen.

Kritik von Ethikbanken

Dennoch gibt es Gegenwind: Mehrere Ethikbanken kritisierten in einem gemeinsamen Positionspapier, dass Rüstungsinvestitionen zwar angesichts der geopolitischen Lage notwendig sein mögen, aber deshalb nicht als nachhaltig gelten können.

Dies entfacht eine kontroverse und tiefgreifende Debatte über die Kernprinzipien nachhaltiger Geldanlagen. Der Kern der Auseinandersetzung liegt in der Frage, ob die Notwendigkeit von Rüstungsinvestitionen ihre Vereinbarkeit mit strengen Nachhaltigkeitskriterien aufheben kann.


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