Chinas Wirtschaft in der Krise: Ein globales Warnsignal
Chinas Wirtschaft steht am Scheideweg. Einst gefeiert als Wachstumsmotor der Schwellenländer, steckt die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt aktuell in einer Krise. Besonders der Immobiliensektor, lange Zeit das Zugpferd der Konjunktur, hat seinen Glanz verloren. Dieser Einbruch trifft nicht nur die Branche selbst, sondern zieht weite Kreise: Die Kauflaune der Verbraucher*innen ist auf einem historischen Tiefpunkt, und die Inflationsrate liegt faktisch bei null.
Die Gefahr der Deflation
Im November 2024 lag die Teuerung gerade einmal bei 0,2 Prozent im Jahresvergleich. Eine derartige Entwicklung ist problematisch, da sie auf eine stagnierende oder schrumpfende Nachfrage hindeutet. Wenn Konsumentinnen und Unternehmen erwarten, dass Preise weiter fallen, verschieben sie Ausgaben und Investitionen, was die wirtschaftliche Abkühlung weiter verstärken kann. Von Oktober auf November sanken die Preise sogar um 0,6 Prozent. Diese Zahlen verdeutlichen die Gefahr einer Deflation – ein Szenario, das Ökonominnen weltweit Sorgen bereitet. Sinkende Preise bremsen Konsum und Investitionen, was die Wirtschaft weiter abkühlt.
Doch in Peking bleibt man optimistisch. Die Regierung hat für 2024 ein Wachstum von 5 Prozent angepeilt. Ob dies erreichbar ist, hängt auch von der internationalen Lage ab. Besonders die Handelspolitik der USA spielt eine zentrale Rolle. Donald Trump, der neue alte Hausherr im Weißen Haus, hat hohe Zölle und einen konfrontativen Kurs gegenüber China angekündigt. Dies könnte den ohnehin angeschlagenen Außenhandel Chinas weiter belasten.
Mehr als ein Immobilienproblem
Doch die Probleme Chinas gehen tiefer. Der demografische Wandel stellt die Wirtschaft vor strukturelle Herausforderungen. Mit einer alternden Bevölkerung verliert der Arbeitsmarkt an Dynamik. Besonders junge Menschen sind betroffen: Die Jugendarbeitslosigkeit hat alarmierende Höchststände erreicht, viele Absolvent*innen finden keine Anstellung. Zugleich kämpfen Unternehmen mit stagnierenden Innovationskräften, da staatliche Regulierung die unternehmerische Kreativität zunehmend einengt.
Globale Spannungen und De-Globalisierung
Auch international gerät China unter Druck. Die Beziehungen zu den USA, Europa und anderen wichtigen Handelspartnern sind angespannt. Die Situation im Pazifikraum, insbesondere die Konflikte um Taiwan, könnten geopolitische und wirtschaftliche Risiken verschärfen. Gleichzeitig versuchen viele Länder, sich unabhängiger von China zu machen. Diese „De-Globalisierung“ trifft eine Nation, deren Wachstumsstrategie auf internationaler Verflechtung basierte, besonders hart.
Klimaziele und Kohleabhängigkeit
Ein weiteres Spannungsfeld ist Chinas Umweltpolitik. Zwar hat Peking ambitionierte Klimaziele formuliert, doch die Umsetzung bleibt schwierig. Nach wie vor ist Kohle die dominierende Energiequelle, was im Widerspruch zu den Nachhaltigkeitszielen steht. Der Druck aus dem Ausland, aber auch von der eigenen Bevölkerung, die unter Smog und Umweltverschmutzung leidet, steigt. Doch Investitionen in grünere Technologien könnten in der angespannten wirtschaftlichen Lage schwer zu finanzieren sein.
Ein unsicherer Ausblick
Wie wird China diese Vielzahl an Herausforderungen meistern? Klar ist: Die kommenden Monate werden entscheidend sein. Gelingt es der Regierung, das Vertrauen im In- und Ausland zu stärken, könnte sich die Lage stabilisieren.