Digitale Rentenübersicht: Gute Idee, schlecht umgesetzt
Die Altersvorsorge ist eines jener Themen, die man gerne vor sich herschiebt – kompliziert, abstrakt und irgendwie unangenehm. Wie viel Geld bleibt am Ende des Arbeitslebens tatsächlich übrig? Kaum jemand weiß das genau. Dabei hat Deutschland seit Kurzem eigentlich ein Instrument, um genau das zu ändern: die Digitale Rentenübersicht (DRÜ). Doch statt Klarheit zu schaffen, stößt das Angebot bislang eher auf Desinteresse.
Vielversprechender Ansatz, kaum Nachfrage
Die Idee klingt bestechend einfach: Alle Rentenansprüche, von der gesetzlichen Rente über Betriebsrenten bis hin zu privaten Versicherungen, sollen übersichtlich auf einer einzigen digitalen Plattform dargestellt werden. Ganze 78 Lebensversicherer sind bereits dabei. Trotzdem haben sich bis Juni 2024 gerade einmal 165.000 Menschen angemeldet – angesichts von mehr als 40 Millionen Erwerbstätigen hierzulande ein ernüchternd geringer Wert.
Bürokratische Hürden als Hemmschuh
Warum bleibt der erhoffte Erfolg bisher aus? Ein Hauptgrund liegt in der sperrigen Anmeldung. Wer die digitale Übersicht nutzen will, benötigt einen Personalausweis mit aktivierter Online-Funktion (eID) sowie eine spezielle PIN. Doch diese PIN schlummert oft vergessen in einer Schublade – wenn sie überhaupt beantragt wurde. Um sie neu zu erhalten, ist ein Gang zur Behörde erforderlich. Diese umständliche Hürde hält offenbar viele davon ab, die DRÜ überhaupt zu nutzen.
Halbherzige Umsetzung und offene Fragen
Es gibt aber noch weitere Gründe für das zögerliche Interesse. Zum einen ist die Digitale Rentenübersicht in der Öffentlichkeit kaum bekannt. Zum anderen sind die dargestellten Daten derzeit noch lückenhaft und sollen erst Ende 2024 vollständig vorliegen. Darüber hinaus fehlen bisher Angaben darüber, wie viel von den ausgewiesenen Beträgen netto, also nach Steuern und Abgaben, tatsächlich übrig bleibt. Was zunächst Klarheit verspricht, hinterlässt damit oft mehr Fragen als Antworten.
Wie könnte es besser laufen?
Verbesserungsmöglichkeiten gibt es viele. Ganz oben steht die Vereinfachung der Registrierung. Denkbar wäre eine Anmeldung per Smart-eID, ELSTER-Zertifikat oder der neu eingeführten BundID. Solche Alternativen könnten es deutlich leichter machen, Nutzerinnen und Nutzer zu gewinnen.
Auch die Website selbst muss attraktiver gestaltet werden: klare Informationen statt technischer Hürden, intuitive Bedienbarkeit statt Bürokratiejargon. Andere Länder zeigen längst, wie es geht: Schweden (BankID), die Niederlande (DigiD) oder Dänemark (MitID) bieten nutzerfreundliche digitale Zugänge zu staatlichen Services. Deutschland hinkt hinterher – und könnte hier dringend von seinen Nachbarn lernen.
Chance für mehr Klarheit
Die Digitale Rentenübersicht ist eine gute Idee, zweifellos. Aber ihre bisherige Umsetzung überzeugt noch nicht. Es braucht einfache Zugänge, nachvollziehbare Informationen und echte Transparenz, damit sie ihr volles Potenzial entfalten kann. Denn Klarheit über die eigene finanzielle Zukunft ist keine bürokratische Randfrage – sie ist zentral für Millionen Menschen in diesem Land.